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USP - Einheit

           

FEUERWEHRLEUTE SIND KEINE SCHWÄCHLINGE

Seit nun mehr fünf Jahren funktioniert in Luxemburg die UNITE de SUPPORT PSYCHOLOGIQUE (=USP) , die sowohl für Feuerwehrleute und Einsatzkräfte der Protection Civile, als auch für die Betreuung von unverletzten traumatisierten Menschen, wie für die betroffenen Angehörigen von Verstorbenen da ist.

Henri Schuller stellte dem Verantwortlichen der USP, Léon Kraus, einige Fragen zu der Arbeitsmethode dieser betreuenden Einheit und deren Erfahrungen als Pilotprojekt.

Was hat USP in den vergangenen vier Jahren verändert?

Dank einer gut ausgebildeten USP Mannschaft, die nun mehr rund um die Uhr mit zwei bis drei freiwilligen Helfern landesweit ausrücken kann, konnte eine adäquate psychische Begleitung bei unerwarteten dramatischen Ereignissen  für betroffene Familien, Angehörige und Freunde angeboten werden. Des Weiteren wurde verschiedentlich mit Sanitätern und Feuerwehrleuten ein stressbearbeitendes Nachgespräch bei  belastenden Ereignissen durchgeführt.

Die vielen USP Einsätze haben deutlich gezeigt, dass die zu betreuenden Menschen von aufmerksamen USP Ansprechpartnern begleitet wurden, die zuerst einmal durch ein geschultes Zuhören halfen. Dies erlaubte den Betroffenen schnellstmöglich ihre eigenen Abwehrmechanismen zu mobilisieren, um so die Fähigkeit wiederzuerlangen wesentliche Entscheidungen selber treffen zu können.

Wieso kann diese spezifische Interventionsmethode auch  von Laien durchgeführt werden?

Die Helfer der USP sind ausgebildete Freiwillige mit wenigstens 100 Stunden Grundausbildung und haben wesentliche Grundkenntnisse in der Psychotraumatologie. USP Helfer kommen in der Regel in der Akutsituation zum Einsatz.

Löschen die Feuerwehrleute in der Notsituation das Feuer ihrerseits mit adäquaten Mitteln, so helfen USP-ler nach mittlerweile anerkannten Kriterien den Hinterbliebenen und Betroffenen mit dem kritischen Erlebnis, - das sehr oft mit Tod verbunden ist -, so umzugehen, dass es zu keinen dauerhaften Folgeschäden kommen muss.  So wie alle anderen freiwilligen Einsatzkräfte durch ihre Schulung an einem Einsatzort professionell vorgehen, so tut es auch die USP.

Ebenfalls wissen die Mitglieder der  USP in der Konfrontation mit spezifischen Notfällen was zu tun ist. Diese Patienten werden dann an die Spezialisten des diensttuenden Krankenhauses überwiesen. Nur ganz selten wurden die USP Helfer  in der Vergangenheit mit solchen pathologischen Krisensituationen konfrontiert.  USP bietet ja auch keine Therapie an, aber  bisher ermöglichte USP immer wieder Menschen im gemeinsamen Gespräch, eine Tür zu einer therapeutischen Nachsorge zu öffnen.

Dabei ist es wesentlich darauf hinzuweisen, dass USP in ihren Einsätzen generell keine kranken Menschen betreut,  sondern bei gesunden interveniert, die durch eine traumatische Belastung für eine relativ kurze Zeit auf Hilfe angewiesen sind und somit dieses Hilfsangebot in Dankbarkeit annehmen.

Immer wieder äussern erfahrene Einsatzkräfte, dass sie in der Vergangenheit auch ohne USP auskamen mit dem Hinweis: „Die tun nicht vielmehr als trösten!“

Vor zwanzig Jahren, gab es auch noch keinen SAMU. Als das Rettungswesen durch das Notarztsystem erweitert wurde, kam es immer wieder zu vehementen Diskussionen. Mittlerweile hat dieses System sich  bewährt. Zur Zeit erlebt USP eine ähnliche Phase, doch die positiven Rückmeldungen der Betroffenen bestätigen die Wichtigkeit eines adäquaten psychosozialen Betreuungsangebotes für Helfer und Betroffene in besonders belastenden Situationen.

Allerdings ist eine Betreuung von Betroffenen nicht alleinige Aufgabe von USP, sondern kann gleichfalls von Feuerwehrleuten und Sanitätern in der Basiskrisenintervention durchgeführt werden. 

Sowie im Löschwesen auch weiterhin gut ausgebildete Feuerwehrleute notwendig sind, so sollten die gleichen Feuerwehrleute auch in der Basiskrisenintervention geschult sein, damit sie den Betroffenen adäquat helfen können, die mit dem plötzlichen Tod konfrontiert werden in einem Feuer oder bei einem Unfall. Dies ist mehr als trösten in der Not!

Des Weiteren erlaubt diese Ausbildung dem einzelnen Feuerwehrmann genauso mit seinem persönlichen Stress anders, ja sicherlich  besser umzugehen.

Übrigens wurde dieses seelische Basiseinmaleins durch Mitglieder der USP den Sanitätern in der Schule von Schimpach im Ausbildungsjahr 2000/01 vermittelt. Deshalb dürften die Einsatzkräfte der ‚Protex’ nun gegenüber von traumatisierten Menschen kaum mehr leere Floskeln gebrauchen, sondern sie wissen auf welche Aussagen sie in einer psychischen Begleitung achten.

Weltweit ist gewusst, dass Feuerwehrleute starke Männer sind und keine Schwächlinge. Das ist auch gut so! Aber auch Feuerwehrmänner, sowie –frauen haben Gefühle. Besonders werden diese Emotionen erfahrbar bei einem Haus- oder Autobrand in dem eine bekannte Person oder ein Kind als verkohlte Leiche geborgen wird. Im Einsatz brauchen die Löschmänner den USP nicht, aber nachher kann USP wichtig sein!

In den vergangenen Jahren kam es auch zu solchen kritischen Ereignisse in Luxemburg. Da gab es Feuerwehrkommandanten, die USP angefordert haben, um ihren Leuten eine strukturierte Nachbesprechung  anzubieten.

Mit dieser seit Jahren bei ausländischen Feuerwehren eingesetzten Methode, konnten auch die Luxemburger Einsatzkräfte viel besser verstehen was Emotionen in ihnen bewirken und erlebten eine schnellere innere Bereitschaft zum erneuten Einsatz.

Mit diesen Aussagen verdeutlichen Sie, dass den Feuerwehrleuten  in Zukunft nicht nur  fachtechnisches Wissen vermittelt wird, sondern dass sie genauso geschult werden, wie sie  mit  Einsatzstress und den daraus resultierenden seelischen Eindrücken umgehen sollen.

Ich möchte es anders ausdrücken: es kann doch nicht sein, dass ein Löscheinsatz das Leben von einem Feuerwehrmann (-frau) so verändert, dass durch eine als unerklärlich empfundene psychische Belastung die Lebensfreude verloren geht und er (sie) sich durch die Hintertür aus dem freiwilligen Dienst zurückzieht.

Die Feuerwehrausbildung ist auch  nicht mehr wie früher. Sie ist langwierig und kostenintensiv! Wir können es uns nicht erlauben gut ausgebildete Leute zu verlieren, weil sie eine traumatische Belastung als normale Reaktion auf ein abnormales Ereignis erlebt haben! Diese Leute sind keine Schwächlinge.

So muss es dem Feuerwehrverband in Zusammenarbeit mit der USP darum gehen, dass in den kommenden Jahren eine breit gefächerte Information über die psychische Belastungen und deren Folgen, sowie den Umgang mit dem Einsatzstress erfolgen kann. Unter welchen Umständen diese Prävention geschieht, ist nur eine Detailfrage, wenn der Ausbildungswille bei den Feuerwehrleuten vorhanden ist.

 

INFO

USP wird in Akutsituationen vom Kommandanten oder dessen Vertreter über die Notrufzentrale 112 angefordert. Infos zur USP sind zu erhalten bei: leon.kraus@ci.educ.lu

 

Feuerwehreinsätze, die weltweit als Akutsituation gelten:

1.     Tod oder schwere Verwundung eines Kollegen

2.     Suizid eines Kollegen

3.     Tod von Kindern

4.     Todesangst / Angst vor schwerer eigener Verletzung

5.     Lebensbedrohung mit Schusswaffe

6.     grosse Zahl von Toten und / oder Verletzten

7.     persönlich bekannte Opfer

8.     Einsatz unter starkem Medieninteresse

9.     jedes andere Ereignis, das eine ungewöhnlich belastende Wirkung hat